Discussion:
verletzte Schleimhaut! Was tun?
(zu alt für eine Antwort)
Riccardo
2005-03-27 10:39:54 UTC
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Hallo Aquaristik-Freunde,

ich habe ein Problem und brauche schnele Hilfe.

Durch einen technischen Defekt ist mein Aquarium gestern übersäuert (zuviel
CO2) und hat einige Fische in Mitleidenschaft gezogen. Ein Fisch ist daran
schon eingegangen. Ich habe das Aquarium über Nacht stark durchlüftet und
somit den pH-Wert wieder erhöht (liegt jetzt bei 8.0). Dem größten Teil der
Fische geht es jetzt wieder gut. Ich habe allerdings noch zwei Sorgenkinder,
die ich gestern erstmal in ein kleines extra Aquarium gegeben habe. Einer
war heute früh schon tot, sodass es jetzt noch um zwei Fische geht. Einen
Elefantenrüsselfisch und eine Prachtscmerle (noch jung).
Die Schleimhaut der Tiere sieht ziemlich mitgenommen aus. Was kann ich tun,
damit die Schleimhaut möglichst schnell wieder aufgebaut wird?

Ich habe keine besonderen Medikamente zu Hause. Aber vielleicht gibt es
einige kleine Tricks, mit denen ich den Fischen helfen kann.
Den pH-Wert habe ich leicht erhöht und die Wassertemperatur liegt bei 26° C.

Bitte möglichst schnellen Rat. Danke!!!!
bis dann...
...Riccardo
Erich B.
2005-03-27 15:17:41 UTC
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Hallo Riccardo
Post by Riccardo
Durch einen technischen Defekt ist mein Aquarium gestern übersäuert (zuviel
CO2)
Was heißt übersäuert? pH-Wert?
Post by Riccardo
und hat einige Fische in Mitleidenschaft gezogen. Ein Fisch ist daran
schon eingegangen.
Welche fische sind eingegangen. Welche nicht?
Kommt auch eine CO2-Vergiftung in Frage?
Post by Riccardo
Ich habe das Aquarium über Nacht stark durchlüftet und
somit den pH-Wert wieder erhöht (liegt jetzt bei 8.0). Dem größten Teil der
Fische geht es jetzt wieder gut.
Woran hast du gesehen, daß es ihnen schlecht geht?
Post by Riccardo
Ich habe allerdings noch zwei Sorgenkinder,
die ich gestern erstmal in ein kleines extra Aquarium gegeben habe. Einer
war heute früh schon tot, sodass es jetzt noch um zwei Fische geht. Einen
Elefantenrüsselfisch und eine Prachtscmerle (noch jung).
Die Schleimhaut der Tiere sieht ziemlich mitgenommen aus.
Was kann ich tun,
damit die Schleimhaut möglichst schnell wieder aufgebaut wird?
Wenn du das jetzt noch sehen kannst, dann geht es nicht nur um die
Schleimhaut, welche bei Fischen ohnehin auf- und abgebaut wird (bei einigen
Arten in Sekundenschnelle (Schleimaale)) sondern um die Becherzellen
(Schleimhautdrüsen) in der Fischhaut. Die sind wahrscheinlich schon stark
geschädigt, sonst wäre die Schleimhaut schon wieder intakt. Da kannst du nur
auf die Regenerationsfähigkeit deiner Fische zählen. Tun kannst du
eigentlich nichts, außer Hochwertig füttern (Proteinreiches Lebendfutter)
und die Wasserwerte geradezu optimal halten.

Viel Wasserwechseln um den Keimdruck zu senken, da die Fische jetzt
Zielscheiben für Ektoparasiten sind.

Ebenfalls könnten die Kiemenepithelien geschädigt sein.

Halte das AQ gut belüftet um eine Schädigung der Blutkörperchen (Acidose) zu
kompensieren und eine O2-Versogung zu garantieren, solange die Fische das
Blut regenerieren.

Übertreibs aber nicht und sie das der pH-Wert wieder richtung 7.0 geht. Bei
8.0 liegt schon ein Teil der Ausscheidungen der Fische als NH3 vor. Das
können die Fische jetzt gar nicht gebrauchen.
Post by Riccardo
Ich habe keine besonderen Medikamente zu Hause.
Ob du die Fische medikamentös unterstützen kannst, weiß ich nicht.
Vitaminpräparate wären evtl. eine Möglichkeit, aber darüber weiß ich nicht
viel.
Du solltest sie aber vom Streß fernhalten. Wenn's wuselt im AQ und du hast
die Möglichkeit, sie in "sauberes" Wasser in ein Quarantänebecken zu setzen,
würde ich dies tun.
Post by Riccardo
Aber vielleicht gibt es
einige kleine Tricks, mit denen ich den Fischen helfen kann.
Den pH-Wert habe ich leicht erhöht und die Wassertemperatur liegt bei 26° C.
Du hilfst ihnen nicht, wenn du so denkst, als könntest du mit einem pH-Wert
der über 7.0 liegt die vorangegangene Übersäuerung kompensieren.

Viel Glück, ich drück dir und den Fischen die Daumen

Vielleicht trotzdem Frohe Ostern!!

Erich
Riccardo
2005-03-27 17:21:46 UTC
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Ich hatte gestern einen pH von 5. Eben habe ich noch mal gemessen: Das AQ
liegt jetzt bei 7,5 und das ist glaube ich ganz in ordnung.
Guppys und Mollys habens gut überstanden, von den beiden
Elefantenrüsselfischen ist einer gestern abend noch verstorben.
Die beiden waren orientierungslos und hingen an der Wasseroberfläche.
Dem überlebenden Elefantenrüsselfisch geht es glaube ich schon besser. Er
versucht möglichst an einer Stelle zu schwimmen, weil er vermutlich nicht
richtig sehen kann, was vielleicht an der blassen Schleimhaut liegen könnte
(hoffe ich).

Der pH pegelt sich jetzt bei 7,5 ein, CO2 liegt nur noch bei 7mg/l.

Falls ich noch etwas tun kann, lasst es mich wissen. Vielen Dank Erich für
dein statement.

bis dann ...
...Riccardo
Erich B.
2005-03-27 17:58:35 UTC
Permalink
Hallo Riccardo
Post by Riccardo
Ich hatte gestern einen pH von 5. Eben habe ich noch mal gemessen: Das AQ
liegt jetzt bei 7,5 und das ist glaube ich ganz in ordnung.
Das ist IMHO ok.
Post by Riccardo
Guppys und Mollys habens gut überstanden, von den beiden
Elefantenrüsselfischen ist einer gestern abend noch verstorben.
Die beiden waren orientierungslos und hingen an der Wasseroberfläche.
Ich hoffe, du hasst nicht vorschnell gehandelt, da eine hohe CO2-Dosis auch
eine vorübergehende Bewußtlosigkeit hervorrufen kann.
Post by Riccardo
Dem überlebenden Elefantenrüsselfisch geht es glaube ich schon besser. Er
versucht möglichst an einer Stelle zu schwimmen, weil er vermutlich nicht
richtig sehen kann, was vielleicht an der blassen Schleimhaut liegen könnte
(hoffe ich).
ER-Fische sehen ohnehin nicht sonderlich gut, da sie glaube ich, entweder
Nachtaktiv oder in trüben Gewässern beheimatet sind.
Deswegen besitzen sie schwachelektrische Organe, die auch zur Orientierung
dienen. Dabei werden Objekte erfasst, deren Leitfähigkeit sich von der des
Wassers unterscheidet. Die LF des Wassers ist also wie ein Nullwert.
Anzunehmen, dass du durch die Veränderung der Wasserwerte sehr schnell die
LF verändert hast, was dem Fisch suggeriert, er sei von "Objekten"
umzingelt. Das dürfte sich aber wieder "einpendeln"

sonst fällt mir auch nicht mehr viel ein

Gruß

Erich
Riccardo
2005-03-28 09:09:31 UTC
Permalink
Ich denke nicht, dass das nur eine Bewusstlosigkeit war. Immerhin habe ich
einen Tag lang gewartet ausserdem war definitiv keine Atemtätigkeit mehr zu
sehen.

Dem zweiten ER-Fisch geht es glaube ich immer besser. Gestern hat er noch
versucht, möglichst an einer Stelle zu schwimmen, heute zieht er immerhin
schon ein paar kreise, wenn auch sehr nervös. Allerdings machen mir seine
Augen noch Sorgen. Die sind immernoch trübe und ich glaube er sieht auch
nicht viel, da er auch nicht versucht hat, an ihm vorbeisinkendes Futter
aufzunehmen.

Ich hoffe sehr, dass das noch was wird. wäre schade, wenn er jetzt blind
wäre. Was glaubst du Erich? Wie hoch schätzt du die Chancen ein, dass die
weißlich getrübten Augen wieder in Ordnung kommen?

Dass die Fische mit elektrischen Organen arbeiten, habe ich auch gehört. Ich
weiß aber nicht so genau, wie das funktioniert.
Was bedeutet die Leitfähigkeit des Wassers? Wie kann ich sie messen? Welche
Wasserwerte brauche ich für eine optimale LF?


Danke nochmals für deinen fachlichen Beistand. Frohe Ostern noch.

Riccardo
Erich B.
2005-03-28 12:06:33 UTC
Permalink
Hallo Riccardo
Post by Riccardo
Ich hoffe sehr, dass das noch was wird. wäre schade, wenn er jetzt blind
wäre. Was glaubst du Erich? Wie hoch schätzt du die Chancen ein, dass die
weißlich getrübten Augen wieder in Ordnung kommen?
Dazu kann ich dir leider nicht viel sagen. Ich kann mir jedenfalls nicht
vorstellen, dass diese Trübung allein durch die Ansäuerung des Wassers
entstanden sind.
pH5 reicht IMHO dazu beileibe nicht aus. Sieht es denn so aus, als rühre die
Trübung von einem äußerlichen Belag her, oder eher von innen? Ist es
wirklich weiß oder leicht bläulich? Letzteres könnte auch der Versuch sein,
die Sehkraft über die Augen durch Einlagerung von Guaninkristallen zu
verbessern, quasi als Ausgleich für die fehlende elektrische Orientierung.
Aber das ist nur eine Theorie. Ob ER-Fische das können , weiß ich nicht.
Post by Riccardo
Dass die Fische mit elektrischen Organen arbeiten, habe ich auch gehört. Ich
weiß aber nicht so genau, wie das funktioniert.
Was bedeutet die Leitfähigkeit des Wassers?
Die Leitfähigkeit des Wassers wird durch die in ihm gelösten Ionen
dargestellt. Je mehr Ionen darin gelöst sind, umso höher die Leitfähigkeit.
Die LF ist der reziproke Wert des Widerstandes (1/R) und wird in µS
(MicroSiemens) gemessen. Dazu sind spezielle Meßgeräte erhältlich. Ich
selber besitze aber (noch) keins. Für deine ERF sicherlich die Anschaffung
wert. afaik gibt es da schon was für 50EUR. Ob das dann was kann, ist eine
andere Frage.

Einflüsse im AQ sind Hauptsächlich die Härte, Ammonium, Nitrat, Phosphat,
Sulfat, Kohlensäure etc., eben alles was im Wasser Ionen darstellt, bzw.
dissoziiert.

In der Aquaristik wird die Leitfähigkeit hauptsächlich gemessen, um die
Osmolarität des Wassers zu bestimmen, welche für viele Weichwasserfische
möglichst gering sein sollte.
Post by Riccardo
Wasserwerte brauche ich für eine optimale LF?
Das kommt auf die Fische an. Einen pauschalen Richtwert kenne ich nicht. Als
optimal wird zwar immer 200 µS gehandelt, jedoch liegen die meisten AQs
wahrscheinlich weit darüber (~400 - 600 µS). Über 1000µS sollte sie in
Süßwasser nicht steigen (Afaik). Was die ER-Fische betrifft, so werden sie
einen bestimmten Toleranzbereich haben, in dem sie ihre schwach elektrische
Wahrnehumg anpassen können. Was optimal ist, weiß ich nicht (Hey, du bist
doch der mit den ER-Fischen ;)) Mach dich schlau.
Post by Riccardo
Danke nochmals für deinen fachlichen Beistand. Frohe Ostern noch.
Keine Ursache. Frohe Ostern!

Gruß

Erich
Erich B.
2005-03-30 20:52:49 UTC
Permalink
Hallo Riccardo
Post by Erich B.
Welche
Wasserwerte brauche ich für eine optimale LF?
Oh Mann! Glückspilz! Ich stolpere soeben über Folgendes beim Lesen:

"Die Reichweit der Elektrokommunikation hängt wesentlich von der
Leitfähigkeit des Wassers ab.In den natürlichen Biotopen der Mormyridae* und
Gymnotidae wurden typische Leitfähigkeiten von 30 und 150µS/cm gemessen. Bei
solch niedrigen Werten bleiben die Amplituden der Organentladungen ziemlich
konstant, und das elektrosensorische System scheint optimal zu arbeiten.
Übersteigt jedoch die Leitfähigkeit des Wassers 250µS/cm, dann vermindert
sich die Spannung der elektrischen Entladungen, und die afferente Antwort
der Elektrorezeptoren wird beeinträchtigt. Viele Mormyridae laichen während
der Regenzeit, in welcher die Leitfähigkeit der Gewässer niedrig ist. Dann
könnte die große Reichweite der Elektrokommunikation das Anlocken der
Partner und die Beziehungen zwischen Eltern und Jungen verbessern. Während
der Trockenzeit ist hingegen die Leitfähigkeit hoch, die Reichweite der
elektrischen Signale gering. Folglich könnte eine größere Anzahl elekrischer
Fische in einem Gebiet leben, ohne sich gegenseitig zu stören**
(Squire&Moller 1982)"

Quelle: Lehrbuch der speziellen Zoologie, Band II: Wirbeltiere, Teil 2:
Fische (D.Starck,K. Fiedler)

* Die Elephantenrüsselfische (Gnathonemus) gehören zur Familie der
Mormyridae (Gymnotidae sind Messerfische)
** Die Anzahl elektrischer Fische bezieht sich wohl auf verschiedene Arten
elektrischer Fische, die alle im gleichen Biotop leben. Dies ging dem Absatz
thematisch voran. Dort wurde das Problem diskutiert, das im amazonischen
Weiswasserfluss Solimoes 43 Arten von Gymnotiformes nachgewiesen wurden, die
alle im selben Frequenzbereich aussenden (zwischen 300 und 1800 Hz), sich
aber anscheinend anhand verschiedener "Obertöne" erkennen."

Gruß

Erich
Riccardo
2005-03-31 20:38:38 UTC
Permalink
Ich danke dir für die Mühe, die du dir gemacht hast. Der Text ist sehr gut
und verständlich. Damit kann ich jetzt schon was anfangen, nachdem ich mich
in wenig im Internet umgesehen habe zu dem Thema, obwohl es nicht viel gibt.

Übrigens geht es meinem überlebenden ER-Fisch schon wieder ganz gut. Zwar
sind die Augen immernoch etwas getrübt, aber er frisst jetzt auch schon
wieder und vielleicht geht auch noch die weißliche Trübung irgendwann weg.
Allerdings versteckt er sich den ganzen Tag und ist kaum zu sehen, aber das
kann ich ihm auch kaum verdenken.

Ich bin sehr froh, dass wenigstens einer überlebt hat, der zweite ist gleich
nach einem Tag eingegangen. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich manche
Fische sein können.

Vielen Dank noch mal für deine Mühe. Hat mir doch sehr geholfen, denn ich
war schon sehr besorgt, dass das nichts mehr wird. In den nächsten Tagen
muss ich mich um die CO2-Anlage kümmern, denn ohne künstliche Hilfe wächst
bei mir nunmal nichts.

bis dann...
...Riccardo

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