Discussion:
Blaukorn in Tonkugeln, wie genau geht das?
(zu alt für eine Antwort)
Rainer Schweitzer
2003-07-17 21:11:12 UTC
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Hi Leute,

Nach ca 2 Jahren drta-Abstinenz tauch ich heut noch mal mit
einer Frage auf.

So ziemlich von Anfang an habe ich in meinen Becken ein
Nitrat"problem", nämlich zuwenig, also Null. Da ich trotzdem
schnellwachsende Pflanzen pflege (Rotala rotundifolia, Hetheranta
zost., Limnophilia indica, L. aquatica, L. aromatica, ...) und
auch weiter pflegen möchte, dünge ich N und P zu. Im freien Wasser
mach ich das mit Hirschhornsalz und KH2PO4. Meine Schwertpflanzen
und Vallisnerien dünge ich, indem ich Flüssigdünger verdünnt in den
Boden spritze. Funkt. seit ca. 2,5 Jahren ganz gut.

Aber so allmählich nervt es mich, dauernd in den Bodengrund zu spritzen
und bin auf der Suche nach einer etwas nachhaltigeren Methode.

Mir fällt da noch ein, die Sache mit dem Blaukorn in Tonkugeln.

Aber wie genau geht das?

Denn Ton ist ja nicht stabil unter Wasser, und wenn mir die Kugel
im Sand zerbröselt, habe ich hinterher das Blaukorn im freien Wasser
und NO3 und PO4 steigen höher, als mir lieb ist.

Oder bleibt die Kugel vielleicht stabil, weil sie im Sand vergraben
ist? Hat da wer Erfahrung?

Nun ja, Ton kann man brennen, dann ist er stabil, auch unter Wasser.
Aber verändert der Brennvorgang das Blaukorn nicht? Könnte es sein,
dass die Tonkugel nach dem Brennen toxisch wird, weil das Blaukorn
sich chemisch dabei verändert hat?


Ach ja, Ton enthält ja auch Spurenelemente, bes. Eisen, richtig?
Ohne das Blaukorn in der Kugel ist Ton ein guter Bodendünger
für Spurenelemente, richtig?

Mit dem Blaukorn drin wären das 2 Fliegen mit einer Klappe :-)


Viele Grüße, Rainer.
Rainer Schweitzer
2003-07-18 16:16:28 UTC
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Hallo Robert,
So wie bei mir auch. Trotz täglicher Düngung von 0,5 mg/l Ammonium
bleibt der Nitratwert in der Nuul-Gegend.
Ich erinner' mich dunkel :-)
Einen kleinen Tonfladen formen, ein paar Körner Blaukorn in die Mitte und
eine Kugel draus rollen. Dann ab damit zwei Stunden an die Sonne oder in
den Backofen bei 50 °C zum Trocknen.
Eine ähnliche Anleitung habe ich auch gefunden. Aber nix da:
Getrockneter Ton (jedenfalls der, den ich habe) zerbröselt
im Wasser nach wenigen Minuten.
Kugel in Wasserglas - 10 min warten - Kugel gibt's nicht mehr,
nur noch Brösel.

Aber nach ein paar Experimenten habe ich herausgefunden, dass die
Kugel eine Kugel bleibt, wenn man sie *nicht* trocknet, sondern
sofort nach dem Rollen in Wasser gibt. Der Ton bleibt natürlich
weich, die Kugel zerfällt aber wenigstens nicht von selbst.
Die Tonkugeln bleiben im Bodengrund in Form. Wenn Du mal eine Pflanze
Anscheinend gibts da Unterschiede. Vielleicht hat der Schamott-Anteil
damit zu tun (?) Nicht so wichtig, ich weiss ja nun, wie ich das
mit meinem Ton machen kann.
Post by Rainer Schweitzer
Ach ja, Ton enthält ja auch Spurenelemente, bes. Eisen, richtig?
Nicht unbedingt. Ton wirkt ist ein schwach saurer Kationentauscher. Je
nachdem, mit was er aufgeladen ist (Eisen, Kalium oder andere Metall-
Kationen), wird er das auch wieder langsam ans Aquariumwasser abgeben.
Ich habe gelesen, dass rötlicher Ton eher Fe-haltig ist, hingegen
grauer Ton eher Mg-haltig.
Ich lasse mittlerweile den Ton ganz weg und tupfe die Blaukörner mit
einer Pinzette direkt in den Sandboden.
Das trau' ich mich nicht.
Wie lange hält so eine Tonkugel bzw. Blaukorn unter z.B. einer
Vallisneria gigantea?

Viele Grüsse, Rainer.
Robert Miehle
2003-07-20 14:34:23 UTC
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Hallo Rainer,
Post by Rainer Schweitzer
Anscheinend gibts da Unterschiede.
Sieht so aus. Ich verwende beige-farbenen Bastelton. Die Kugeln sind
nach dem Trocknen sehr stabil und bleiben im Aquarium in Form. Auch
ältere Kugeln ziehe ich zusammen mit den Pflanzen immer noch als Kugel
aus dem Bodengrund.
Post by Rainer Schweitzer
Ich lasse mittlerweile den Ton ganz weg und tupfe die Blaukörner
mit einer Pinzette direkt in den Sandboden.
Das trau' ich mich nicht.
Ich war da am Anfang wegen einer möglichen Phosphatüberdüngung auch
eher vorsichtig. Mittlerweile bin ich bei ganz erklecklichen Mengen
Blaukorn angelangt, die ich im Bodengrund versenke, so ein halber
Teelöffel voll.
Post by Rainer Schweitzer
Wie lange hält so eine Tonkugel bzw. Blaukorn unter z.B. einer
Vallisneria gigantea?
Sandboden ist nach meiner Erfahrung (und der von manch anderen
Pflanzenaquarianern auch) ziemlich steril. Pflanzen im Sand muß nicht
nur bei mir auf die Sprünge geholfen werden. Wenn die Pflanzen
Anzeichen von Mangelerscheinungen aufweisen, ist es fast schon zu spät.
Bis die Pfanzen dann wieder auf'm Damm sind, haben meiner Erfahrung
nach Algen sich das Feld schon teilweise erkämpft. Ich wende die
Blaukornmethode daher in etwa vierteljährlich an.

Aber aufpassen: Blaukorn ist nicht gleich Blaukorn. Manchem Blaukorn
ist ein Nitrifikationshemmer beigemischt, der verhindert, daß der
Ammoniumstickstoff, der aufgrund von Bindungsvorgängen in der oberen
Ackerkrume bleibt, in Nitrat umgewandelt wird, das leicht ausgewaschen
wird. Nitrifikationshemmer sind aber so ziemlich das Letzte, was wir im
Aquarium haben wollen, schließlich sind wir auf eine funktionierende
Nitrifikantenflora angewiesen. Und es gibt Blaukorndünger, die mit
Spurenelementen angereichert sind. Diese Spurenelementmischungen
enthalten größere Mengen Kupfer, das wir ebensowenig im Aquarium haben
wollen. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem wie Blaukorn
handhabbaren Dünger, der weniger Phosphatanteil wie Blaukorn hat, bin
aber bisher nicht fündig geworden.

Für Tips dankbar,
Robert
--
Post by Rainer Schweitzer
Nö, normal ist das nicht!
Nein das ist Usenet.

(Bernd Schnürer und Christian Praetorius in d.r.f.)
Robert Miehle
2003-12-11 16:25:22 UTC
Permalink
Post by Robert Miehle
Ich bin immer noch auf der Suche nach einem wie Blaukorn
handhabbaren Dünger, der weniger Phosphatanteil wie Blaukorn hat,
bin aber bisher nicht fündig geworden.
Mittlerweile schon: Dehner Rasendünger. Ist genauso gekörnt wie
Blaukorn, enthält aber wesentlich weniger Phosphat. Blaukorn hat die
NPK-Anteile 12+12+17 (meines jedenfalls), der Rasendünger 20+5+8.

Viele Grüße
Robert
--
Post by Robert Miehle
Nö, normal ist das nicht!
Nein das ist Usenet.

(Bernd Schnürer und Christian Praetorius in d.r.f.)
Klaus Haber
2003-07-18 16:25:51 UTC
Permalink
Hallo Rainer,

frei nach dem bekannten Volkslied: "Vom Robert haben wir's gelernt, vom
Ro-o-o-bert..." mache ich es genauso, wie Robert Dir mitgeteilt hat
(Blaukorn direkt in den Bodengrund). Und es funktioniert!
Post by Rainer Schweitzer
Hi Leute,
Nach ca 2 Jahren drta-Abstinenz tauch ich heut noch mal mit
einer Frage auf.
So ziemlich von Anfang an habe ich in meinen Becken ein
Nitrat"problem", nämlich zuwenig, also Null. Da ich trotzdem
schnellwachsende Pflanzen pflege (Rotala rotundifolia, Hetheranta
zost., Limnophilia indica, L. aquatica, L. aromatica, ...) und
auch weiter pflegen möchte, dünge ich N und P zu. Im freien Wasser
mach ich das mit Hirschhornsalz und KH2PO4. Meine Schwertpflanzen
und Vallisnerien dünge ich, indem ich Flüssigdünger verdünnt in den
Boden spritze. Funkt. seit ca. 2,5 Jahren ganz gut.
[...]

Robert, noch einmal zu Dir.
Ich stelle fest, daß mit der täglichen Hirschhornsalz-Dosierung mein
Leitwert vom Wasser kontinuierlich ansteigt. Ich habe deshalb schon von
0,5 mg auf 0,25 mg/l Hirschhornsalz täglich reduziert und der Anstieg
verläuft flacher. Gleichzeitig geht meine KH leicht zurück (Ich habe
schon einmal davon geschrieben). Zur Kontrolle bilde ich immer den
Koeffizienten Q = Leitwert dividiert durch KH. Q liegt bei mir ohne
NH4-Düngung bei ~43 und steigt mit NH4-Düngung auf weit über 52 an.
Stellst Du auch ein Anstieg des LW fest und wie beurteilst Du den
Anstieg, einfach hinnehmen?

Viele Grüße und ein schönes Wochenende,
Klaus
--
Hompage: http://www.bingo-ev.de/~Klaus.Haber
"pH-Messung - einfach zu verstehen"
neu: "Metallklammern zur Befestigung von Leuchtstoffröhren-Reflektoren"
E-mail: ***@bingo-ev.de
Robert Miehle
2003-07-20 14:34:24 UTC
Permalink
Hallo Klaus,
Post by Klaus Haber
Ich stelle fest, daß mit der täglichen Hirschhornsalz-Dosierung
mein Leitwert vom Wasser kontinuierlich ansteigt.
Pflanzen geben bei der Aufnahme der positiv geladenen Ammoniumionen zur
Erhaltung der Ladungsneutralität im Gegenzug Protonen ab. Diese
Protonen sind im Wasser deutlich beweglich als die Ammoniumionen,
deshalb steigt der Leitwert.

Der Effekt sollte teilweise dadurch aufgefangen werden, daß die
Protonen mit dem übrig gebliebenen Karbonatanion vom Ammoniumkarbonat
zu Wasser und CO2 reagieren. Da aber Hirschhornsalz eben nicht reines
Ammoniumkarbonat ist, bleibt hier ein Überschuß Protonen über.
Post by Klaus Haber
Stellst Du auch ein Anstieg des
LW fest ...
Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich noch keinen
Leitfähigkeitsmesser besitze. Steht aber ganz oben auf der Wunschliste.
Post by Klaus Haber
... und wie beurteilst Du den Anstieg, einfach hinnehmen?
Momentan, in Ermangelung einer Alternative, ja.

Viele Grüße
Robert
--
Post by Klaus Haber
Nö, normal ist das nicht!
Nein das ist Usenet.

(Bernd Schnürer und Christian Praetorius in d.r.f.)
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